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30. Dezember 2019

Nachhaltige Landwirtschaft gibt es nicht zum Nulltarif

Interview Prof. Dr. Thomas Herlitzius, TU Dresden

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft muss sich diese von innen heraus transformieren, doch auch die Gesellschaft muss ihren Teil beitragen, sagt Dr. Thomas Herlitzius, Professor für Agrarsystemtechnik. Der höhere Aufwand, die bessere Qualität und die eben dem Produkt innewohnende Nachhaltigkeit der Produktionsprozesse muss auf Seiten des Verbrauchers honoriert werden.

Von Sarah Liebigt

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Farm & Food: Nachhaltigkeit, Klimaziele, Artensterben: Muss die Landwirtschaft sich transformieren oder müssen wir (Verbraucher, Stakeholder in der Produktionskette ab Ernte) sie transformieren?

Herlitzius: Beides ist notwendig. Landwirtschaft muss sich von innen heraus transformieren und muss gleichzeitig von der Gesellschaft anders betrachtet werden als bisher. Nachhaltigkeit gibt es nicht zum Nulltarif, das muss allen klar sein. Das bedeutet, wenn Prozesse wirklich nachhaltig gestaltet werden können, ist das mit größeren Aufwänden verbunden, die sich letztendlich auch in der Wertschöpfungskette widerspiegeln müssen.

Smart Farming mit seinem teilflächenspezifischen Bearbeitungsprinzip ist ein Ansatz, hier besteht viel Potenzial für Nachhaltigkeit. Wir sind zur Zeit dabei, Potenziale besonders in den Bereichen zu heben, wo das auch kostenneutral machbar ist. Aber insgesamt muss jedem klar sein, dass Nachhaltigkeit Geld kosten wird.

Wie nachhaltig kann Technologie sein?

Technologie wird traditionell immer entsprechend bestehender Anforderungen entwickelt. Unser Problem heute ist, dass Nachhaltigkeit eben keine Forderung mit hoher Priorität ist. Nachhaltigkeit ist überhaupt keine Forderung an die Entwicklung von Maschinen.

Überall dort, wo Nachhaltigkeit Kosten verursacht oder verursachen würde, die in der Produktionskette nicht aufgefangen werden, wird sie keine Eigenschaft/kein Anspruch an die Maschine sein.

Warum reden wir erst heute über nachhaltige Landwirtschaft und wie kann sie vergütet werden?

Wir reden ja nicht erst seit heute von nachhaltiger Landwirtschaft. Seit den 90er Jahren, als das Nachhaltigkeitsdreieck als Gleichgewicht zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem zum ersten Mal publiziert wurde, wird das diskutiert in allen Bereichen der Gesellschaft. So natürlich jetzt auch in der Landwirtschaft angekommen, in dem Maße wie Probleme sichtbar werden, wie das Bewusstsein für den Umgang mit der Natur und für den Verbrauch der Ressourcen zunimmt. Es ist also ein sehr langwieriger Prozess, zu Nachhaltigkeit umzudenken. Solange der Schwerpunkt im besagten Dreieck auf der Ökonomie liegt, wird es schwer fallen, tatsächlich nachhaltige Prozesse umzusetzen. Wir müssen also nicht nur dieses Gleichgewicht herstellen, sondern auch dafür sorgen, dass das Verständnis für den Aufwand, der nötig ist, um Kreisläufe zu schließen, in allen Bereichen der Gesellschaft vorhanden ist.

Sie bilden den Nachwuchs aus, der für die Landwirtschaft von morgen unverzichtbar sein wird. Wie sieht die Landwirtschaft in zehn Jahren aus?

Das ist natürlich die spannendste Frage. Genau weiß das keiner. Zumal alle davon ausgehen, dass wir tatsächlich vor größeren Umbrüchen stehen. Unser Standpunkt ist der, dass wir einen Paradigmenwechsel sehen werden: Weg von immer größeren Maschinen, deren Produktivität skaliert ist mit Größe, Gewicht und Leistung hin zu kleineren Maschinen, die hochautomatisiert sind. Deren Bediener wird Teil des Systems sein, aber nicht jede einzelne kleine Maschine wird tatsächlich einen Bediener haben. Bis 2030 wird das in der Breite gar nicht stattfinden können, weil wir insgesamt in der Entwicklung noch nicht soweit sind. In einzelnen Nischen werden wir allerdings durchaus solche Entwicklungen sehen. Im Gartenbau, im Obstbau, in kleineren Betrieben, in Biobetrieben, dort wo höhere Wortschöpfung betrieben werden kann.

Es wird eine lange Übergangsphase geben und nicht alle Maschinen, wie wir sie heute kennen, werden verschwinden. Vielmehr wird es eine neue Welt von kleineren intelligenten Maschinen hinzu kommen die in der Lage ist, mit den großen Maschinen zu kooperieren und zu interagieren.

Welchen Einfluss haben neue Technologien auf die Landwirtschaft?

Neue Technologien, die am Horizont auftauchen, haben schon immer einen Einfluss auf Landtechnik und Landwirtschaft gehabt. Landtechnik ist prinzipiell ein Applikationsfeld bekannter Technologien, weil rein aus der Größe der Industrie heraus wenig Raum ist, komplett eigene Technologien zu entwickeln. In der Digitalisierung sehen wir das verstärkt. Technologie kommt hier aus ganz anderen Bereichen der Industrie. Sensortechnik ist hier ein gutes Beispiel. Wobei wir hier begonnen haben, unsere eigene Technik zu entwickeln, weil es die Sensorik, die wir brauchen, so nicht gibt, weil sie anderswo nicht gebraucht wird.

Das ist nie eine Frage der Kompetenz, sondern immer eine der Wirtschaftlichkeit.

Welchen Einfluss können neue Wertschöpfungsnetzwerke auf eine neue nachhaltige Landwirtschaft haben?

Ich denke, Landwirtschaft wird sich nur dann zu nachhaltigen Prozessen wandeln können, wenn Wertschöpfungsnetzwerke auch anders dargestellt werden. Wenn der höhere Aufwand, die bessere Qualität und die eben dem Produkt innewohnende Nachhaltigkeit der Produktionsprozesse auf Seiten des Verbrauchers honoriert wird.

In den heutigen Wertschöpfungsketten, die dominiert sind von der globalen Lebensmittelindustrie, kann man sich das schwer vorstellen

Wie passen Hightech und Ökologie zusammen?

Was ist Hightech? Unter Hightech verstehen wir völlig neue, bestenfalls disruptive Technologien, die unsere Welt verändern können. Wie gut Ökologie und Technik zusammen passen, liegt an uns. Ob man mit Hightech wirtschaftlich profitabel oder ökologisch arbeitet, ist eine Frage der Ziele und bestehenden Anforderungen.  

Wie wird aus der Landwirtschaft eine von Nachfrage statt Angebote getriebene Landwirtschaft?

Der Weltmarkt der heutigen Lebensmittelproduktion ist gesättigt. Das Überangebot sorgt in der Wertschöpfungskette immer für einen hohen Preisdruck auf die Erzeuger. Bis zur heute viel besprochenen Marke von zehn, elf Milliarden zu ernährenden Menschen vergehen noch ein paar Jahrzehnte. Bis dahin können und müssen wir uns differenzieren von der konventionellen Produktion. Hier entsteht bereits ein neuer Markt, der bewusst regional und nachhaltig ausgerichtet ist. In welchem Umfang hier die Bereitschaft, die dabei anfallenden höheren Kosten für nachhaltige Landwirtschaft zu tragen, vorhanden ist, wissen wir noch nicht genau.

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