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Bild: Philipp Nennewitz

10. Dezember 2021

Crowdfunding und Landwirtschaft – Wie geht das zusammen?

Unser Praxis-Talk-Gast Julius Nennewitz will ein 12 ha großes Agroforstsystem pflanzen und das durch eine Crowdfunding-Kampagne finanzieren. Grund genug für uns nachzufragen: Crowdfunding in der Landwirtschaft – Was hat es damit auf sich?

Von Konstantin Sprenger

„Werde Agroforstpat:in!“, so bewirbt unser Praxis-Talk-Gast Julius Nennewitz seine Crowdfunding-Kampagne. Er will mindestens 61.000 Euro sammeln, um auf seinem Biolandbetrieb in Hessen die Agroforstwirtschaft auf 12 ha zu etablieren. In der Regel funktioniert die Finanzierung von solchen Investitionen über einen langfristigen Kredit. Julius ist diesen Weg zunächst auch gegangen: „Die ersten Unterhaltungen, die wir mit Finanzinstituten hatten, um das Ganze über unseren Hof laufen zu lassen, waren sehr ernüchternd. […] Die Konditionen waren absolut miserabel, eben weil für diese Systeme alle Erfahrungswerte fehlen und sich bislang noch keine Bank diesem Risiko aussetzen will.“. Also wurde ein Verein für Regenerative und soziale Landwirtschaft gegründet und eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen.

Mit seiner Herangehensweise ist er bei Weitem nicht der Einzige, denn die Schwarmfinanzierung hält auch in der Landwirtschaft immer mehr Einzug. Bei den einschlägigen Portalen kann man durch die finanzielle Unterstützung Bauernhöfe erhalten, Käsereien bauen, Recherche für ein Buchprojekt über Frauen in der Landwirtschaft ermöglichen, Hoffeste verwirklichen, regenerative Landwirtschaft vorantreiben und Agroforstsysteme realisieren. Die Liste ist bei Weitem noch nicht vollständig.

Crowdfunding: Gekommen, um zu bleiben

Crowdfunding ist – kurz gesagt – eine gemeinschaftlich getragene Finanzierung. Man unterscheidet dabei je nach Gegenleistung grob in vier Arten: Beim klassischen Crowdfunding erhält man ein fertiges Produkt oder ein kleines Präsent, beim Spenden-Crowdfunding bekommt man keine Gegenleistung. Beim Crowdinvesting hingegen gibt es eine Rendite und beim Crowdlending wird der Geldeinsatz verzinst.

Anhand des Crowdfunding-Barometers, einer mehrjährigen Umfrage im Auftrag des Informationsportals crowdfunding.de, kann man die gesellschaftliche Entwicklung ablesen: Unter den 1.000 Befragten ist die Bekanntheit, das Verständnis und die Beteiligung an der Schwarmfinanzierung in den letzten sechs Jahren kontinuierlich gestiegen.

Laut dem Marktreport von crowdinvest.de, einer Informationsplattform zur Schwarmfinanzierung, hat das Finanzierungsvolumen durch Crowdfunding in Deutschland 2020 327 Millionen Euro betragen. Hinter dieser Zahl steckt aber vor allem der große Anteil der Immobilienbranche. Um das ins Verhältnis zu setzen: Startnext, der Marktführer für klassisches Crowdfunding in Deutschland, hat nach eigenen Angaben von 2010 bis 2019 7.300 Projekten mit insgesamt 67 Millionen Euro finanziert.

Die Datenlage zum Crowdfunding in der Landwirtschaft ist bislang recht dünn: Zur Entwicklung der Kampagnen im landwirtschaftlichen Kontext gibt es weder zur Anzahl, der Erfolgsquote noch zum Finanzierungsvolumen Zahlen. Es gibt jedoch eindeutig Potenzial: Das bisher vermutlich größte Projekt in der deutschen Landwirtschaft sammelte innerhalb eines Monats über 210.000 Euro für ein Agroforstsystem.

Ist das eine Nische?

Bei den landwirtschaftlichen Schwarmfinanzierungen stehen vor allem Direktvermarktungs-, ökologische, Gemüse- und kleinere Betriebe im Vordergrund. Ist das also nur für einen kleinen Teil der Landwirtschaft interessant? „Ich denke, es bleibt insofern eine Nische, als dass die Bereitschaft von Dritten für ein gemeinnütziges Projekt zu spenden, viel größer ist als für rein gewinnorientierte Unternehmungen“, denkt Julius zu den Einsatzmöglichkeiten des Crowdfundings in der Landwirtschaft.

Allerdings gibt es auch noch die Formen Crowdinvesting oder Crowdlending, die eine monetäre Gegenleistung oder Beteiligung vorsehen und deshalb attraktiver für gewinnorientierte Vorhaben sind.

Professionelle Kampagnen

Nimmt man die Kampagnen genauer unter die Lupe, fällt auf, dass es sich häufig um professionelle, aufwendige Kampagnen handelt. „Eine gewisse Expertise braucht es schon: Man muss sich in den sozialen Medien wohlfühlen und man muss auch auf die ganze Video- und Fototechnik Bock haben und das auch können. Weil so ein 08/15-Handyvideo, das schaut man sich einfach nicht so gerne an“, meint Julius dazu. Aber das hänge auch von den eigenen Kapazitäten, dem Anspruch und dem Umfang des zu fördernden Projekt ab. „Klar sind das dann Kosten, […] aber wenn das am Ende zielführend ist, hat sich das ja gelohnt. Und wir sind ein bisschen weniger gestresst und mit den vielen verschiedenen Dingen weniger überfordert“, führt Julius aus.

Insgesamt hat sich die Szene schon längst professionalisiert: Neben den vielen Portalen gibt es Foren, verschiedenste Ratgeber, Kampagnenberatung und auch ein erstes Buch zu Schwarmfinanzierung in der Landwirtschaft: Crowdfunding for Food.

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Imagevideo der Crowdfunding-Kampagne

Wo ist der Haken?

Das klingt alles schön und gut, aber wo sind die Nachteile? Julius verweist zunächst auf den zeitlichen Aufwand: „Es fließt allein schon so viel Zeit in die Vorbereitung und auch während die Kampagne läuft, hängt man gefühlt jeden Tag ein bis zwei Stunden am Computer und schreibt E-Mails, telefoniert, verteilt Flyer und gibt Interviews. Das ist schon nicht zu unterschätzen.“

Außerdem müsse man Social-Media-affin sein und Designs kreieren können: „Das kann man natürlich alles auslagern. Aber dann hat man wieder die Frage der Verhältnismäßigkeit.“

Dann kommt er auf die Problematik des Alles-oder-Nichts-Prinzip zu sprechen, denn Geld fließt erst, wenn das erste Finanzierungsziel erreicht worden ist: „Bis zu diesem Zeitpunkt weiß man ja nicht, ob wir das schaffen. Wird überhaupt ausgezahlt oder nichts? Wenn wir nichts kriegen, dann hatten wir die Investition in ein Imagevideo, in die ganze Social-Media-Kampagne und die investierte Arbeitszeit am Ende dann für keinen unmittelbaren Output.“

Wie hoch die Erfolgsquote für landwirtschaftliche Kampagnen ist, ist bisher nicht erhoben worden. Startnext weist jedoch für alle Projekte auf dem eigenen Portal eine Erfolgsquote von 56% aus.

Nutzen über die Finanzierung hinaus

Ein Arbeitspapier der HNNE weißt unter anderem auf die Möglichkeit hin, dadurch KundInnen zu gewinnen – Crowdfunding als Marketingmaßnahme. Angesprochen auf die Auswirkung von der Schwarmfinanzierung auf die Beziehung zwischen KonsumentInnen und ProduzentInnen meint Julius: „Das schafft Transparenz auf allen Ebenen. Wenn ich überlege, an was für Leute ich jetzt Emails geschrieben habe und mit wem ich darüber rede: Das sind RenterInnen, die selber noch miterlebt haben, wie hier 600 Obstbäume von den Wiesen gerodet wurden, bis hin zu Landtags- und EU-Parlamentsabgeordnete, die das Thema schon lange auf ihrem Tisch haben. Das schafft Austausch und Kommunikation auf jeder Ebene: lokal als auch überregional.“

Aber Julius ist auch ein übergeordneter Aspekt der Kampagne wichtig: „Eine große Aufgabe der Landwirtschaft im 21. Jahrhundert ist die Informationslücke zu schließen: Diese Diskrepanz zwischen Gesellschaft, dem Bild der Landwirtschaft, das wir haben und dem Status quo wieder näher zueinander zu bringen. Das ist eine Möglichkeit so ein öffentlichkeitswirksames Tool zu nutzen, um neue Projekte umzusetzen – also, besser geht’s ja gar nicht!“

Ihr wollt mehr über Crowdfunding in der Landwirtschaft und über Julius Kampagne wissen? Wie funktioniert die Umsetzung, was sind die Erfolgsfaktoren, wo liegen die Schwierigkeiten, was gilt es zu beachten? Dann nehmt an unserem Praxis-Talk „Mein Lieblingstool – So geht Innovation in der Praxis“ teil!

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