03. Dezember 2021
Praxis-Talk #07
16.12.2021, 10 – 12 Uhr
MEIN LIEBLINGSTOOL – SO GEHT INNOVATION IN DER PRAXIS
Ob Fernerkundung, Crowdfunding, modifizierte Strip-Till-Saattechnik oder Feldrobotik: In der Landwirtschaft lassen sich mittlerweile verschiedenste Tools einsetzen. Wir wollen uns darüber austauschen, wie die Hilfsmittel in der Praxis ankommen, angepasst und umgesetzt werden. Und vor allem: Was können wir voneinander lernen?
Deshalb wollen wir im siebten Praxis-Talk die Lieblingstools der PraktikerInnen vorstellen und die Chancen und Schwierigkeiten von Innovationen in der Landwirtschaft 4.0 diskutieren.
Die Landwirtschaft ist durch den marktwirtschaftlichen Effizienzdruck schon immer eine sehr anpassungsgetriebene und dadurch innovationsfreudige Branche. Neben der betriebswirtschaftlichen Komponente treiben heutzutage gesellschaftliche Erwartungen, Klimawandel und Biodiversitätskrise Anpassungen weiter an. Unter dem Schlagwort „Landwirtschaft 4.0“ wird vieles an Innovation versprochen, aber was davon bietet der Praxis einen konkreten Mehrwert? Was wird tatsächlich genutzt und wo liegen die Chancen und Schwierigkeiten? Welche Potenziale können durch die Tools letztlich ausgeschöpft werden? Außerdem funktioniert landwirtschaftliche Innovation seit jeher in enger Abstimmung zwischen Entwicklung und Praxis. Was bedeutet das aber bei vorgefertigten Tools? Wie funktioniert die Anpassung an die Gegebenheiten der AnwenderInnen?
Darüber hinaus soll es in dem Praxis-Talk auch um ursprünglich landwirtschaftsfremde Innovationen gehen, die aber vermehrt in der Landwirtschaft ankommen wie z.B. Fernerkundung. Auch klassische Finanzierungsmöglichkeiten werden um öffentlichkeitsgestützte Modelle wie crowdfunding erweitert. Aber wie kann man diese für die Landwirtschaft nutzen und wie lassen sie sich integrieren? Und lohnt es sich diese neuen Wege zu gehen?
Das alles wollen wir anhand von den Lieblingstools der PraktikerInnen diskutieren.
Gäste im Talk
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Marie Saudhof (Bauernhof Nelben): Feldrobotik
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Thomas Gäbert (agt Trebbin eG): Geoinformationssystem QGIS
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Julius Nennewitz (Biolandhof Werragut): Crowdfunding
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Richard Georgi (Ostdeutsche Gesellschaft für Forstplanung mbH): Fernerkundung
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Tino Ryll (Fläminger Genussland): modifizierte Strip-Till-Saattechnik für die Anforderungen in der regenerative Landwirtschaft
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Stefan Köhler (Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte)
„Mein Name ist Thomas Gäbert. Ich bin Vorstand in der Agrargenossenschaft Trebbin, einem großen Gemischtbetrieb südlich von Berlin. Früher gab es einen Stab von Zeichnern, die mit einem Riesenaufwand in Handarbeit Landkarten gezeichnet und Schläge, Hecken, Gräben und Drainagen eingezeichnet haben. Unter heutigen Bedingungen muss das aber alles ein bisschen schneller und vor allen Dingen effektiver funktionieren. Dazu haben wir uns spezielle Software rausgesucht und die Freeware QGIS gefunden. Die Einarbeitung dauerte zwar mehrere Monate, hat sich aber gelohnt. Ob Boden und Pacht, Leitungskataster, Dinge der teilflächenspezifischen Bodenbearbeitung oder der teilflächenspezifischen Aussaatstärke: All diese Geo-Aspekte kann ich auch ins QGIS integrieren. Inzwischen habe ich für QGIS eine gewisse Leidenschaft entwickelt, die ich gerne weitergeben möchte. Das Tool hat Funktionen, die weit über das hinausgehen, was die Standard-Agrarsoftware zu bieten hat.“
„Ich bin Marie und ich hoffe heute ein paar nette Gespräche mit verschiedenen Maschinenherstellern führen zu können, um ihnen mal auf den Zahn zu fühlen, was sie so im Bereich Ökotechnik in petto haben und ob es vielleicht etwas Neues für mich gibt. Wir wollen gern Schlafmohn anbauen. Dies haben wir dieses Jahr schon einmal mit Sommermohn probiert – leider sind wir kläglich gescheitert. Jetzt wollen wir es noch einmal mit Wintermohn für die Ölproduktion versuchen. Diesmal ist allerdings auch der Roboter mit dabei. Im Moment sind wir am Verhandeln und Gespräche führen, auch mit der Firma Farmdroids, wie wir das Ganze umsetzen können. Wir hoffen, dass wir in den nächsten zwei bis drei Wochen starten können und uns es diesmal gelingt.“
„Hi, ich bin Richard und arbeite als Innovationsassistent bei der Ostdeutschen Gesellschaft für Forstplanung. Die OGF ist ein forstliches Ingenieurbüro mit drei Sitzen. Ich beschäftige mich hier im Unternehmen mit der Digitalisierung. Ein sehr spannender Bereich, den ich auch im Praxis-Talk vorstellen werde, ist der Einsatz von Drohnen bei der Detektion von Waldschäden durch Schwarz-, Rot- oder Rehwild. Drohnen setzen wir allerdings auch in einem Zusammenhang ein, der weniger erfreulich, aber sicherlich sehr spannend für viele Teilnehmer ist: der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Einsatzmöglichkeiten für Drohnen. Übrigens: Mittels Drohnen kann man auch säen. Wo der Trend in Sachen Drohne hingeht, ist derzeit schwierig abzuschätzen, aber angesichts des Potenzials unwahrscheinlich spannend.“
Praxis-Talk #07 am 16. Dezember 2021
Mein Lieblingstool – So geht Innovation in der Praxis