Farm & Food 4.0
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13. August 2019

Gesunde Ernährung für Mensch und Umwelt

Dr. Simone Frey im Interview über bewusste und gesunde Konsumentscheidungen

Von Sarah Liebigt

Wie können, wie müssen wir essen, um uns gesund zu ernähren und gleichzeitig unser Konsumverhalten den sich drastisch ändernden klimatischen Bedingungen anzupasssen? Was wir konsumieren, muss auch produziert werden. Landwirtschaft und Lebensmittel bzw. Acker und Teller gehören zusammen. Dr. Simone Frey (Nutrition Hub) sprach mit Farm & Food über die Romantisierung der Landwirtschaft und eine bessere Wertschöpfung hinter der Lebensmittelproduktion.

Farm & Food: Ernährung liegen voll im Trend. Auf Instagram sieht jedes Gericht wie ein Kunstwerk aus und die richtige Diät ist längst Glaubensfrage. Wie beurteilst du als Expertin die Situation?

Simone Frey: Generell ist es eine sehr gute Situation. Wir Ernährungswissenschaftler haben jahrelang genau darauf hingearbeitet. Heute wissen KonsumentInnen, dass eine gesunde Ernährung die beste Investition in die eigene Gesundheit ist und die beste Basis für ein langes Leben. Dass Essen und Ernährung zur Glaubensfrage geworden sind, hat damit zu tun, dass die wichtigsten Wertsysteme, Familie und Religion, an Bedeutung verloren haben. Mit der Ernährung kann man eine soziale Zugehörigkeit gestalten, was erst durch Soziale-Medien möglich wurde.

Einerseits gut, da jede/r mitreden kann, andererseits schlecht, da dadurch in vielen Fällen, ungesunde Ernährungsweisen von Nicht-Experten in die Welt gesetzt werden. Und das kann im schlimmsten Fall zur Mangelernährung führen: Die Influencerin Yovana Mendoza, die sich ihr ihre eigene vegane Ernährungsweise entwickelt hat, ist vor ein paar Wochen im Krankenhaus gelandet wegen Mangelernährung. In einer Untersuchung der Organisation Health Feedback zeigte sich, dass 75 Prozent der TOP 10 meist gelesenen Artikel über Gesundheit auf Sozialen Meiden falsche oder irreführende Informationen enthielten. Also zurück zur Frage: Die Situation ist gut, wir müssen jetzt nur sicherstellen, dass VerbraucherInnen glaubwürdige Informationen über Ernährung erhalten.

Im Buchhandel finden sich gleich mehrere Ernährungsratgeber, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Was denkst du, macht eine gesunde Ernährung aus?

Die Ernährungsratgeber, die auf den Bestseller-Listen stehen, sind in den seltensten Fällen von Ernährungsexperten geschrieben. Ernährungsexperten sind entweder Ernährungswissenschaftler, ÖkotrophologInnen, DiätassistentInnen oder ErnährungsmedizinerInnen. Es gibt eine ganz eindeutige wissenschaftliche Datenlage, wie eine gesunde Ernährung aussieht:

  1. Lebensmittelvielfalt genießen
  2. Gemüse und Obst – nimm „fünf am Tag“
  3. Vollkorn wählen
  4. Mit tierischen Lebensmitteln die Auswahl ergänzen
  5. Gesundheitsfördernde Fette nutzen
  6. Zucker und Salz einsparen
  7. Am besten Wasser trinken
  8. Schonend zubereiten
  9. Achtsam essen und genießen
  10. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben

Das sind die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die Empfehlungen basieren auf gesicherten Ergebnissen der Ernährungsforschung, von denen man sicher sagen kann, dass diese uns gesund halten und zu einem langen Leben führen. Fest steht, dass wir in Deutschland insgesamt laut einer Studie der DGE zu viel Fleisch und konsumieren: Männer über 1000 g Fleisch, Fleischerzeugnisse und Wurstwaren pro Woche, empfohlen werden aus gesundheitlichen Gründen 300 bis 600 g pro Woche.

In der DGE arbeiten über 40 ProfessorInnen daran, der deutschen Bevölkerung Publikationen zur Ernährung zur Verfügung zu stellen, denen sie vertrauen können, die sie nicht krankmachen, sondern gesund. Ein Gemeinschaftsergebnis also, das wesentlich mehr Gewicht hat als ein einziger evtl. selbsternannter Ernährungsguru, der seine persönliche Geschichte im Bestseller teilt.

Landwirtschaft und Lebensmittel bzw. Acker und Teller gehören aus unserer Sicht zusammen. Welche Vorteile siehst du in dieser Betrachtungsweise?

Für mich bedeutet vom Acker bis zum Teller, dass KonsumentInnen die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion verstehen. Wenn ich weiß, was es bedeutet Tiere zu halten oder Getreide anzubauen, dann akzeptiere ich auch den Wert, also den Preis, eines Lebensmittels eher. Wir haben vollkommen den Bezug zur Lebensmittelproduktion verloren.
Zudem haben wir ein verzerrtes Bild der Landwirtschaft, wenn ich an die Bilderbücher meiner Tochter denke. Vielleicht sollten wir aufhören, die Landwirtschaft zu romantisieren. Es ist eine Industrie, die hocheffizient geworden ist. Schauen wir doch diesen Tatsachen ins Auge und fragen wir uns, wie wir diese Produktion so gestalten können, dass sie zehn Mrd. Menschen im Jahr 2050 gesund und nachhaltig ernähren kann.

In der Landwirtschaft muss produziert werden, was international wettbewerbsfähig ist und an der Supermarktkasse wollen niedrigste Preise vom Scanner erfasst werden. Wie können Landwirte für Umweltleistungen, Nachhaltigkeit, Biodiversität und Klimaschutz bezahlt werden?

Am Wochenende war ich in einem Biergarten da kostete die Bratwurst 2,95 Euro und die Kartoffel mit Sour-Cream 5,95 Euro. Das hat mich geschockt, vor Allem, weil ich als Öktrophologin weiß, welche Prozesse hinter einer Bratwurst stehen und welche hinter einer Backkartoffel. Diese Preisgestaltung steht in keinem Verhältnis, wenn man die Wertschöpfung dahinter betrachtet. Wenn für Konsumenten Prozesse transparenter sind, dann können sie sich bewusster für bzw. gegen bestimmte Produkte entscheiden.

Außerdem glaube ich, wir brauchen viel mehr missions-getriebene Unternehmen. Man kann z.B. darauf achten ob ein Unternehmen B Corp zertifiziert ist. B Corp ist eine Zertifizierung für Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit so nutzen, dass Gesellschaft und Umwelt ebenso wichtig betrachtet werden wie die Gewinnerzielung. Einige wenige Lebensmittelunternehmen wie Alpro oder Innocent sind B Corp zertifiziert. Klimawandel und Verbraucherwandel führen dazu, dass sich nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Ernährungsweise ändern muss.

Die Landwirtschaft muss sich von einem Angebotsmarkt in einen Nachfragemarkt entwickeln. Wie kann durch personalisierte Ernährung beides in Einklang gebracht werden?

Wenn es um Ernährung geht, dann ist der Begriff „Personalisierte Ernährung“ in aller Munde. Doch was ist das eigentlich? “Jedes Individuum hat einen einzigartigen Metabolismus. Personalisierte Ernährung ist die Möglichkeit Ernährungs- und Lifestyle-Tipps zu geben, die auf persönliche Präferenzen und Lebensstil, die soziale Umgebung, genetische Daten und Mikrobiom-/Blutwerte abgestimmt sind. Die Gesundheit wird dadurch optimiert”, lautet die Definition von Europas führender Beraterin in diesem Bereich, Dr. Mariette Abrahams. Die Vorteile der personalisierten Ernährung bezogen auf die landwirtschaftliche Produktion ist vor allem, dass Prozesse effizienter werden: Wenn wir wissen, welche ernährungsphysiologischen Bedürfnisse die Bevölkerung hat, dann kann man wesentlich effizienter produzieren.

Unser Foodsystem muss zukünftig gesunde Nahrungsmittel für Mensch und Umwelt  erzeugen. Sollten wir dann nicht lieber über Sustainable Diet statt Low Fat und co. sprechen?

Eine nachhaltige Ernährung hat einen sehr hohen Stellenwert für mich. Es ist die Ernährungsweise, die die DGE und Ernährungswissenschaftler seit Jahren empfehlen. Diese Ernährungsweise ist gesund für den Menschen und gesund für den Planeten.

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